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Lufthansa JU-52 – Dünne Luft

Verantwortlicher Autor: Andi Schmidt München (D), 31.01.2019, 01:37 Uhr
Presse-Ressort von: Andi Schmidt Bericht 10853x gelesen
Lufthansa JU-52 Flugplatz Oberschleißheim 26.07.15
Lufthansa JU-52 Flugplatz Oberschleißheim 26.07.15  Bild: Andi Schmidt www.andi-schmidt-aviation.de

München (D) [ENA] Völlig überraschend ereilte die Nachricht bezüglich der sofortigen Einstellung von weiteren finanziellen Zuwendungen seitens des Lufthansa Konzerns den Bereich Traditionsflug. Ohne die aktive Beteiligung der Lufthansa droht der Junkers *JU-52* das Ende des kommerziellen Flugbetriebes.

Im Januar 2019 informierte die *Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung* ihre Mitglieder über die Absage der *Deutschen Lufthansa Aktiengesellschaft* bezüglich ihrer Bitte um eine weitere Finanzierung des kommerziellen Flugbetriebes der Junkers *JU-52*. Mit Kenntnis dieser neuen Situation musste der Vorstand der Stiftung entsprechend handeln. Der Verkauf von weiteren künftigen Mitflugtickets wurde unvermittelt eingestellt. Bereits erstellte Flugtickets und Gutscheine werden zurückgenommen und erstattet.

26.07.15 Oberschleißheim
26.07.15 Oberschleißheim

Lufthansa stoppt Restaurierung der *Super Constellation*

Wahrlich kein guter Zeitpunkt für die Stiftung. Bereits Mitte März 2018 vermeldete der Lufthansa Konzern den Stopp der Restaurierung einer *Lockheed L1649A Super Star*. Ursprünglich hatte das im Jahr 2007 gestartete Projekt das Ziel, dieses historische und sehr elegante viermotorige Propellerflugzeug der fünfziger Jahre in einen wieder flugfähigen Zustand zu begleiten und folgend für kommerzielle Streckenflüge zu betreiben. Bei einem Bearbeitungsstand von annähernd achtzig Prozent wurde jedoch die *Reißleine* gezogen. Während dieser zehn Jahre wurden angeblich 180 Millionen Euro in das in den USA beheimatete Projekt investiert.

Die Entscheidung zur Einstellung einer flugfähigen *Super Constellation* konnte noch nachvollzogen werden. Vielleicht hat man dort zu viel an Zeit, Geld und Geduld aufgewendet. Dies trifft aber bei der *Junkers JU-52* in keinerlei Weise zu. Die Maschine mit Baujahr 1936 wurde von der *Lufthansa* im Jahr 1984 erworben und in die *Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung* eingegliedert. Innerhalb von nur zwei Jahren und großem Aufwand wurde die *JU-52* restauriert und wieder in die Lüfte erhoben. Ausgestattet mit einem modernen, komplett digitalen Cockpit mit Sicherheitskomponenten wie dem Kollisionswarngerät *FLARM* sowie dem aktuellen Airliner-Standard *TCAS* entspricht der *Oldie* den bei der Lufthansa geltenden Sicherheitsbestimmungen zu 100 %.

06.09.13 Hahnweide

Zuverlässiger Flugbetrieb der Junkers *JU-52* seit Jahren

Einen etwas veränderten Sound liefern die mit einem Drei-Blatt-Propeller bestückten Neunzylinder Sternmotoren von *Pratt & Whitney* aus amerikanischer Produktion. Im Vergleich zur damaligen Originalausstattung von JU-52 Flugzeugen mit *BMW-Motoren* und *Zwei-Blatt* sind diese amerikanischen Triebwerke etwas gedämpfter in der Geräuschentwicklung. Dies sollte jedoch den Erfolg dieser historischen Junkers *JU-52* mit dem Schriftzug *Lufthansa* und dem Taufnamen *Berlin-Tempelhof* nicht schmälern. Seit 1986 wurden pro Flugsaison tausende an Fluggästen sicher und zuverlässig transportiert.

In den Wintermonaten wurde die Maschine bei *Lufthansa Technik* am Standort Hamburg stets umfangreich gewartet und gepflegt. Natürlich ein nicht billiges Unterfangen. Aber über die Jahre hinweg kein Grund für Sponsoren und hier speziell für die *Lufthansa* die finanzielle Unterstützung zu verzagen. Selbst der herbe Rückschlag im Herbst 2015 bedingt durch einen Mittelholmbruch im Rumpfsegment konnte die *JU-52* nicht ins Museum zwingen. Die sehr aufwändige Reparatur dieses Bereiches wurde mit bereits geplanten Arbeiten an den Tragflächen kombiniert. Als weltweit erstes Flugzeug mit dem Status *bewegliches Denkmal* und öffentlichen Förderungsmitteln seit 2015 sind hohe Erwartungen zu erfüllen.

30.08.14 Straubing
30.08.14 Straubing

Lufthansa im neuen Farbanstrich - Oldtimerflüge zu teuer

So konnte 2017 der kommerzielle Flugbetrieb wieder fortgeführt werden. Für die Saison mit annähernd 550 Flügen und rund 8700 Passagieren. Die Flugtickets sind rar und äußerst beliebt. Erneute Unterbrechung des Flugbetriebes bis Oktober 2018 wegen eines erkannten Schaden am Strukturteil der Motoraufhängung. Und nun das abrupte Ende bedingt durch die Entscheidung des aktuellen Vorstands der Lufthansa. Dabei fließt das Geld konzernintern in Strömen. Aktuell bekommt die komplette Flugzeugflotte einen neuen Farbanstrich verpasst. Das über viele Jahre angestammte, markante und weltweit bekannte Firmenlogo in Form eines gelben Kreises, -oft scherzhaft als *Spiegelei* bezeichnet- mit integrierten blauen fliegenden Kranich verschwindet.

Die neue Farbgebung zeigt ein dunkelblau eingefärbtes Heck mit weißem Kranich umrandet von einem dünnen weißen Kreis. Je nach Lichtverhältnisse wirkt das Heck der Flugzeuge jedoch in *kaltes schwarz* entzaubert. Wenigstens wurde der dunkelblaue Farbton nun eine Nuance heller gewählt für weitere Lackierungen.* Die neue Optik sei das i-Tüpfelchen der Modernisierung der Fluggesellschaft*, sagte Konzernchef Carsten Spohr bei der Vorstellung des neuen *Corporate Designs* in Kapstadt.

Fazit

Die sichtbaren Veränderungen des Markenauftrittes und aktuelle Entscheidungen des Lufthansa Konzern birgt Chancen und Risiken. Chancen wenn gewachsene Regeln beibehalten werden. Sich von Belastungen zu trennen schafft Raum für Neues. Risiken wenn etablierte Werte für nicht mehr wichtig gesehen werden. Oder Errungen und Leistungen von früheren Führungskräften nicht mehr als Teil der aktuellen Firmenphilosophie anerkannt werden. Etwas dünne Luft und gestutzte Flügel könnte sich nun in der Phantasie des Betrachters frei entfalten. Für den Vorstand der *Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung* beginnt die Suche nach neuen Partnerschaften und Sponsoren. Ursprünglich war das Ziel, die *JU-52* bis zu ihrem 100.Geburtstag flugfähig zu erhalten.

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